Weinland
Die uruguayische Weinwirtschaft
In Uruguay wird ein Wein gekeltert, der seinesgleichen sucht, eine rare Köstlichkeit, die in kleinen, aber feinen "Bodegas", die meist noch im Familienbesitz sind, zur Trinkreife gebracht wird, geprägt vom individuellen Stil der spanischen und italienischen Vorfahren, also kein "Industrieprodukt".
Die Weinbaugeschichte Uruguays ist relativ kurz. Obwohl der erste urkundliche Nachweis aus dem Jahre 1776 stammt, kann man von einem kommerziellen Weinbau in Uruguay erst ab dem Jahre 1870 sprechen. Es waren Basken, die bei ihrer Einwanderung die ersten Weinstöcke, darunter auch den Tannat, ins Land brachten. Bis heute ist der Tannat Uruguays wichtigste Rotweinsorte und sorgt mit seinem eigenständigen Charakter für Interesse und Anerkennung in internationalen Kennerkreisen.
Das Weinland liegt zwischen dem 30. und 35. Breitengrad auf einer Höhe mit den Weinbaugebieten von Chile, Argentinien, Südafrika und Australien. Auf den rund 11.000 Hektar Ertragsflächen (vergleichbar mit dem deutschen Weinbaugebiet Baden) erzeugen rund 300 Winzerbetriebe jährlich ca. 1 Million Hektoliter Wein. 86 Prozent der Betriebe bewirtschaften bis zu fünf Hektar und nur 3 Prozent eine Anbaufläche von über 50 Hektar Rebfläche. Darüber hinaus gibt es jedoch auch einige Betriebe mit mehr als 100 Hektar, die verstärkt auf moderne Technologie setzen und von Joint Ventures mit internationalen Weingrößen wie LVMH, Château Pape Clement, Bright Brothers etc. geprägt sind.
Das Ziel der uruguayischen Winzer ist die Entwicklung des Qualitätsweinbaus. Die Produktionseinrichtungen entsprechen modernem Standart, die eingesetzten Technologien zur Weinherstellung sind mit denen in Europa durchaus vergleichbar. Die eher traditionellen Verfahren in der Weinbereitung, wie z. B. die offene Maischegärung und Reifung in kleinen Holzfässern (Barriques) bedingen einen klassischen Weinstil. Einen Produktionsüberschuss wie z. B. in Argentinien gibt es in Uruguay nicht, zumal auch die Uruguayer mit einem jährlichen Konsum von 33 Litern pro Kopf ihre heimischen Weine selbst sehr schätzen und nicht so sehr auf den Export angewiesen sind.
Weinbaugebiete
Das Klima in Uruguays Weinbaugebieten wird oft mit Bordeaux verglichen, wobei der Rio de la Plata die Gironde ersetzt. Die frische Atlantikbrise sorgt für kühle Nächte und eine gute Durchlüftung der Reben. Die Durchschnittstemperatur liegt bei ca. 18°C im Süden und 20°C im Norden mit über 220 Sonnentagen pro Jahr. Die Reben wachsen auf lockeren Sand- und Lehmböden. Die Nähe zum Atlantik und der jährliche Niederschlag machen eine Bewässerung überflüssig.
Die Qualitätsrichtlinien Uruguays die striktesten in ganz Südamerika. Die Weinerzeugung wird laufend überwacht. Kein Wein darf ohne chemische Analysen und Sensorische Tests durch das Laboratorio Tecnológico del Uruguay (LATU) exportiert werden. Das ist für den Verbraucher sehr positiv. Kontrollorgane sind derzeit das Instituto Nacional de Vitivinicultura (INAVI), das Institut der nationalen Weinwirtschaft, eine private Organisation, die von den vereinigten Winzern (bodegueros) im Jahre 1987 gegründet wurde und auch von ihnen finanziert wird. Dem Aufsichtsrat gehören neun Mitglieder an, sechs Winzer und drei staatliche Vertreter. Aufgabengebiete des INAVI sind z.B. die Festlegung von Richtlinien, Qualitätsprüfungen, technische Unterstützung, organisatorische Weiterentwicklung, Exportförderung u.v.a.m.
Man unterscheidet in Uruguay grundsätzlich zwischen Tafelweinen (vinos de mesa), und Qualitätsweinen (vinos finos), die auf dem Etikett mit einem "VCP" (vinos de calidad preferente) ausgezeichnet werden dürfen. Diese Weine müssen folgende Qualitätsanforderungen erfüllen: Alkoholgehalt min. 10,5%, Säuregehalt max. 0,80g/l und max. 200 mg/l Schwefel. Diese Weine dürfen nur in Glasflaschen von einem Volumen bis zu 750 ml oder weniger abgefüllt werden. Auf der Flaschenkapsel muss sich eine nummerierte Marke befinden, die von der kontrollierenden Organisation, dem INAVI, ausgegeben wird.
Etikettenvorschriften sind klar definiert. Es gibt fakultative und obligatorische Vorschriften, die letzteren entsprechen den internationalen Vorgaben. Obligatorisch sind Angaben zur Weinsorte (rot, weiß etc.), zum Alkoholgrad, zur Qualitätsstufe, zur Menge und zur Herkunft des Weines. Der Name des Winzers und die Registriernummer des INAVI müssen auch angegeben werden. Fakultativ ist die Nennung des Jahrganges und der Rebsorte, wobei die genannte Rebsorte entsprechend internationalem Standard mindestens 85% der Gesamtmenge ausmachen muss.
Im Jahre 1948 wurde die erste uruguayische Fachschule für Weinwirtschaft gegründet, die Escuela de Vitivinicultura in Montevideo.
Uruguay - Land des Tannats
Für den Tannat gilt: "The first time is never the best......." Diese Aussage trifft auch für den Tannat zu. Dem uruguayischem Tannat muss man sich langsam nähern, besser noch, man muss ihn entdecken. Und man entdeckt ihn am leichtesten als Begleiter zu rotem Fleisch und reifem Käse
Der Tannat ist die Spezialität Uruguays, die in den letzten Jahren immer mehr auch internationale Anerkennung fand, weil sie konsequent weiter verfeinert und ausgebaut wurde. Der Tannat kam im Jahr 1875 nach Uruguay. Der französische Baske Pascal Harriague verpflanzte diese Rebe aus dem Madiran nach Uruguay. Er besetzte rund 200 ha mit dieser Rebsorte, die hier auch unter seinem Namen als "Harriague" bekannt wurde. Heute werden in Uruguay Tannatrebstöcke kultiviert, die über 100 Jahre alt sind. Uruguay ist momentan das einzige Land der Welt, in dem Tannatreben in größerem Stil angebaut werden. Ca. 25 % der uruguayischen Rebfläche trägt Tannat.
Die Farbe des Tannats reicht von einem kräftigen Kirschrot bis zu fast schwarzer Tinte. Sein Bouquet ist würzig, sein Geschmack tanninhaltig und körperreich. Noten von Brombeeren, Himbeeren, Pflaumen und Leder dominieren. In Cuvées mit anderen Rebsorten wie z.B. Merlot, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc verleiht der Tannat dem Wein eine besonders kräftige Note.
Der uruguayische Tannat ist keine simple Kopie des südwesfranzösischen Madiran. Der uruguayische Tannat hat seine eigene Qualität und gilt als entschieden weicher und zugänglicher.
Die gängigen Rebsorten in Uruguay, Rotwein: Tannat, Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Syrah
Weißwein: Chardonnay, Sauvignon Blanc, Gewürztraminer, Pinot Grigio, Chenin, Muscat, Frontignan, Riesling, Semillón, Moscatel, Ottonel, Viogner, Marsanne und Torrontés.
Tannat findet man in geringen Mengen im südwestfranzösischen Madiran und vor allem in Uruguay, wo 40% des Rotweins aus dieser Rebe hergestellt wird. Doch während der Tannat aus dem Madiran erst nach mehrjähriger Lagerung zur Trinkreife gelangt, sind seine uruguayischen Ableger bereits nach ein bis zwei Jahren durchaus zu genießen.
Typisch für den Tannat sind sein tiefdunkles Rot, seine kraftvollen Aromen roter Beeren und reifer Pflaumen sowie Noten von Lakritze und Leder. Tannat-Weine sind körperreich, ohne opulent zu wirken. Auf Grund ihres hohen Tanningehalts können sie viele Jahre auf der Flasche reifen bevor sie ihren Zenit überschreiten. Sie beginnen dann, einem Bordeaux zu ähneln, genauer einem Médoc aus einem Jahr, das tanninstrenge Weine hervorbrachte, etwa 1986 oder 1994.
Auszüge des Artikels mit freundlicher Genehmigung von Herrn Eduardo Vallenas, La Plata Trade GmbH, Köln.
www.wein-uruguay.com
(mit vielen weiteren Links zu Wein)
www.inavi.com.uy
(Staatl. Institut für Weinbau)
www.winesofuruguay.com
(Centro de Exportadores – Zentrum der Weinexporteure)